Hin und wieder ergibt sich an den Finanzmärkten eine Anlagemöglichkeit, die genauso attraktiv wie kontraintuitiv ist. Etwas zu kaufen, wenn es am wenigsten nachgefragt ist und von den meisten gemieden wird, geht gegen jeden menschlichen Instinkt. Doch wer aussichtsreiche Anlagemöglichkeiten identifizieren und das eigene Portfolio erfolgreich ausrichten will, muss lernen, diese Instinkte zu kontrollieren.

Eine so attraktive wie kontraintuitive Gelegenheit sehe ich mit Blick auf das dritte Quartal 2022 bei Gold- und Silberminenaktien.
Gold, Silber und Inflation
Gold und Silber dienen zur Absicherung gegen eine Geldentwertung – so lautet zumindest die Theorie. Bei einigen Währungen ist das offensichtlich, wie die Goldnotierungen in türkischer Lira oder brasilianischem Real zeigen. Für die ‚Reservewährung‘ ist es jedoch weniger klar. Eine häufige Frage von Anlegern lautet daher auch: Müsste der Goldpreis nicht durch die Decke gehen, wenn die Inflation steigt und die Zinsen niedrig sind? Nun ist es jedoch so, dass der Gold- und Silberpreis in allen Währungen eher am Terminmarkt und nicht am Spotmarkt entschieden wird. Und am Terminmarkt gehen die Investoren immer noch davon aus, dass die Inflation wieder nachlassen wird und alle in Aussicht gestellten Zinserhöhungen auch umgesetzt werden – ein paradoxes „Goldilocks“-Szenario, das schlecht für Gold wäre.

So sind beide Währungsmetalle in den vergangenen zwei Monaten auch heftig abgestraft worden, da die US-Notenbank (Fed) immer mehr Zinserhöhungen in Aussicht gestellt und zugleich darauf beharrt hat, dass die Inflation dadurch sinken wird. In der Folge haben Gold- und Silberminenaktien kapituliert und längerfristige Anleger die Flucht ergriffen. Die Stimmung gegenüber Aktien von Gold- und Silberminenbetreibern und Explorations- und Entwicklungsunternehmen ist auf einem Tiefpunkt angelangt – selbst die besten dieser Unternehmen notieren gemessen an ihren Bewertungskennzahlen zu Ramschpreisen. Gold- und Silberminenwerte werden aktuell 50% unter ihrem Höchststand vom August 2020 gehandelt, auf einem Niveau, wie wir es zuletzt gesehen haben, als Gold unter 1400 USD/Feinunze notierte. Die volatile Anlageklasse hat eines ihrer schlechtesten Quartale der jüngeren Vergangenheit hinter sich. Eine geldpolitische Fehlentscheidung könnte jedoch die Wende bringen – und erscheint in greifbare Nähe gerückt. Diese ungeliebten Aktien könnten einer der großen Gewinner sein, wenn die Fed doch noch von ihrer restriktiven zu einer expansiveren Ausrichtung umschwenken sollte. Außerdem liegt der Dollar-Goldpreis immer noch in Reichweite seiner Allzeithochs. Das könnte eine nachhaltigere Rückbesinnung auf diesen Teilsektor der Aktienmärkte anstoßen.
Spotpreise, Dollarstärke und Anlageströme

Die Anlegerstimmung gegenüber Goldminenaktien ist derzeit extrem negativ, reagiert aber aller Erfahrung nach auch sehr stark auf Bewegungen des Dollar-Spotpreises für Gold und Silber. Vor diesem Hintergrund lohnt sich ein Blick auf die aktuellen Spotpreise. Dabei fallen mir vor allem zwei Dinge auf:

 

  • Erstens sind die Gold-Notierungen in GBP/EUR/JPY bereits in eine neue, höhere Handelsspanne ausgebrochen – nur die Dollar-Notierung hinkt noch hinterher. Grund dafür ist natürlich die Dollar-Stärke an den globalen Devisenmärkten.
  • Zweitens – und für den Gesamtsektor noch wichtiger – ist der so wichtige Dollar-Goldpreis im April auf inflationsadjustierter Basis zum dritten Mal seit 1980 daran gescheitert, sich nachhaltig über der wichtigen technischen Marke von 2100 USD zu halten. Weil der US-Dollar-Goldpreis seit mehr als 40 Jahren – seit 1980 – unter seinem inflationsadjustierten Höchststand von 2100 US-Dollar notiert, sind Goldanleger die einzigen, die von sich behaupten können, dass sie in ihrer Anlegerlaufbahn noch nie einen echten Bullenmarkt erlebt haben. Noch mehr gilt das sogar für Gold- und Silberminenaktien, die stark auf Mittelflüsse reagieren und erst durch neue Anleger wirklichen Auftrieb erhalten werden.
Jede Anlageklasse hat ihre Glanzzeit
Das erste Mal, dass der Dollar-Goldpreis am Höchststand von 1980 gekratzt hat, war 2011. Ein weiteres Mal versuchte er 2020, diese Marke zu nehmen, und ein drittes Mal in diesem Jahr, bevor die Fed die Serie von Zinserhöhungen in Aussicht stellte, die noch immer wie ein Damoklesschwert über den Märkten hängt. Die gute Nachricht ist, dass der Dollar nicht ewig so stark sein wird wie aktuell und der Goldpreis auch nicht ewig an der Marke von 2100 USD/Feinunze scheitern wird. Jede Anlageklasse hat ihre Glanzzeit – auch Gold- und Silberminenaktien. Wenn die Fed erst einmal erkennt, dass ihr eine weiche Landung der Wirtschaft nicht gelingen wird, wenn sie die Konsum- und Kreditmärkte mit endlosen Zinserhöhungen niederwalzt, werden Gold- (und Silber-)minenaktien eine unserer Ansicht nach herausragende Anlagechance darstellen.

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*In Hongkong bezieht sich der Begriff „professionelle Anleger“ auf die Definition der Securities and Futures Ordinance (Kap. 571 der Gesetze von Hongkong) und in Singapur auf „institutionelle Anleger“ gemäß der Definition in Abschnitt 304 des Securities and Futures Act, Kapitel 289 von Singapur.
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