Anleihen: Jede Menge unerwartete Wendungen
Mark Nash, Huw Davies und James Novotny glauben, dass die jüngsten Turbulenzen im Bankensektor die Zentralbanken dazu veranlassen könnten, ihre restriktive Geldpolitik aufzugeben.
Nach einem verlustträchtigen Jahr 2022 weckte die kräftige Rally, mit der die Anleihenmärkte ins Jahr 2023 starteten, zunächst größere Zuversicht bei den Anlegern. Für Kursauftrieb sorgten vor allem Spekulationen über ein näher rückendes Ende der aggressiven Zinserhöhungen der Zentralbanken. Der Optimismus hielt jedoch nicht lange an. Neue Hinweise auf eine hartnäckiger als erwartete Inflation verpassten den Märkten schon bald den nächsten Dämpfer.
Mit den Zusammenbrüchen der Silicon Valley Bank (SVB) und der Signature Bank in den USA sowie der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS hat sich das Makroumfeld jetzt wieder komplett verändert und die Anleiherenditen sinken erneut.
Vor diesem Hintergrund stehen die Zentralbanken vor einer schwierigen Entscheidung: Sollen sie die Zinsen weiter anheben, um die anhaltend hohe Inflation in den Griff zu bekommen, oder ihre Geldpolitik schneller lockern, um die Märkte zu beruhigen?
Die anfängliche Annahme, dass die Inflation im Nachgang der Corona-Pandemie nur vorübergehend erhöht sein würde, hat sich als Illusion erwiesen. Verschiedene Faktoren spielen dabei eine Rolle, und das Wachstum hat sich trotz gegenteiliger Befürchtungen bisher gut gehalten. In Europa war der Energiebedarf aufgrund des ungewöhnlich warmen Winters zuletzt geringer, während Chinas Wiederöffnung die Nachfrage gestärkt hat. Der Arbeitsmarkt ist weiterhin angespannt.
Die Geschichte lehrt uns, dass eine unkontrollierte Bankenkrise die Welt in eine Abwärtsspirale stürzen kann. Ob es sich bei den derzeitigen Turbulenzen in der Branche um Einzelfälle handelt oder ein Domino-Effekt befürchtet werden muss, ist noch nicht klar. Die Aufsichtsbehörden haben jedoch schnell gehandelt, um eine weitreichendere Krise abzuwenden. Die nach der globalen Finanzkrise eingeleiteten Reformen, deren Fokus auf der Solvenz und Liquidität lag, haben ebenfalls dazu beigetragen, die Kapitalbasis der europäischen Banken zu stärken.
Im Fall der SVB werden auch die nicht versicherten Anleger ihre Einlagen vollständig zurück erhalten. Dadurch soll ein Ansturm auf andere kleine Banken ähnlicher Größe verhindert werden. Die Fusion zwischen UBS und Credit Suisse wurde von der Schweizerischen Nationalbank und der Schweizer Finanzaufsichtsbehörde FINMA eingefädelt.
In den USA wurde der Kollaps der SVB durch Mark-to-Market-Verluste im Anleihenportfolio ausgelöst, das in hohem Maße in langfristige Anleihen investiert war. Starke Zinserhöhungen hatten zu einem drastischen Wertverlust der Anleihenbestände geführt, was eine Diskrepanz zwischen Aktiva und Passiva zur Folge hatte. Die Credit Suisse hingegen befindet sich seit Jahren im Niedergang. Durch die jüngste Erklärung des Vorsitzenden der saudischen Nationalbank (eines Großaktionärs der Bank), der jede weitere finanzielle Unterstützung ausschloss, wurde dieser lediglich beschleunigt.
In der Bankenwelt sind die Fundamentaldaten wichtig – Stimmung und Vertrauen aber ebenso.
Bevor die Probleme der SVB bekannt wurden, hatte US-Notenbankchef Jerome Powell vor dem Kongress erklärt, dass die Endrate des Leitzinses im aktuellen Zyklus höher als zuvor erwartet ausfallen könnte, und eine aggressive Straffung angekündigt, falls die eingehenden Daten einen solchen Schritt unterstützen würden. Durch den Kollaps der SVB und die Fusion von UBS und Credit Suisse haben sich die kurzfristigen Markterwartungen jedoch drastisch verändert.
Im zurückliegenden Jahr sind die Renditen am kurzen Ende der Zinskurve infolge der raschen Zinserhöhungen stark gestiegen. Die Zinsen am langen Ende, die die Markterwartungen an Wachstum und Inflation widerspiegeln, sind hinter den kurzfristigen Zinsen zurückgeblieben. Dadurch ist die Zinskurve invertiert. Seit der SVB-Pleite hat sich die Inversion etwas verringert.
Dennoch zeigt die aktuelle Bankenkrise ganz klar, dass die geldpolitischen Maßnahmen des vergangenen Jahres beginnen, Wirkung zu zeigen. Unserer Ansicht nach tragen die Zinsen wenig dazu bei, den Zyklus in die eine oder die andere Richtung zu bewegen. Erst wenn etwas kaputt geht, kommt die Kreditvergabe buchstäblich zum Erliegen. Genau das sehen wir aktuell. Wir glauben, dass dies zu einer höheren Volatilität, einem schwächeren Wachstum und einer nachlassenden Inflation führen wird. Bis die Zentralbanken beginnen, die Zinsen zu senken, dürften die Finanzmärkte daher auch im „Risk off“-Modus bleiben.
Jupiter Strategic Absolute Return Bond Fund
Ein wesentliches Merkmal des Investmentansatzes von Jupiter ist, dass wir unseren Fondsmanagern keine Hausmeinung aufdrücken, sondern ihnen die Freiheit geben, eigene Ansichten zu den Anlageklassen zu formulieren, auf die sie sich spezialisiert haben. Daher ist zu beachten, dass alle geäußerten Ansichten – einschließlich derjenigen, die sich auf Umwelt-, Sozial- und Governance-Erwägungen beziehen – die des Autors/der Autoren sind und von den Ansichten anderer Jupiter-Anlageexperten abweichen können.
Wichtige Informationen
Diese Kommunikation richtet sich nur an professionelle Investoren * und nicht an sonstige Personen einschließlich Privatanlegern.
Dieses Dokument dient ausschließlich zu Informationszwecken und stellt keine Anlageempfehlung dar. Markt- und Wechselkursschwankungen können dazu führen, dass der Wert von Anlagen steigt oder fällt, und es ist möglich, dass Sie bei der Rückgabe Ihrer Anteile nicht den vollen Anlagebetrag zurückerhalten.
Die hier geäußerten Meinungen sind die der Fondsmanager zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Kommentars. Sie stimmen nicht notwendigerweise mit den Meinungen von Jupiter insgesamt überein und können sich ändern. Das gilt insbesondere in Phasen, in denen sich das Marktumfeld sehr schnell verändert. Die Beispiele für Positionen dienen nur zur Illustration und sind nicht als Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren zu verstehen. Obwohl alle Anstrengungen unternommen werden, um die Richtigkeit der bereitgestellten Informationen zu gewährleisten, werden diesbezüglich keine Zusicherungen oder Gewährleistungen gegeben.
Herausgegeben im Vereinigten Königreich von Jupiter Asset Management Limited, eingetragener Gesellschaftssitz: The Zig Zag Building, 70 Victoria Street, London, SW1E 6SQ, Vereinigtes Königreich, zugelassen und beaufsichtigt durch die Financial Conduct Authority. Herausgegeben in der EU von Jupiter Asset Management International S.A. (JAMI), eingetragener Gesellschaftssitz: 5, Rue Heienhaff, Senningerberg L-1736, Luxemburg, die von der Commission de Surveillance du Secteur Financier zugelassen und beaufsichtigt wird. In Hongkong von Jupiter Asset Management (Hongkong) Limited (JAM HK) herausgegeben und nicht von der Securities and Futures Commission geprüft.
Kein Teil dieses Kommentars darf in irgendeiner Weise ohne vorherige Genehmigung von JAM, JAMI oder JAM HK reproduziert werden.
*In Hongkong bezieht sich der Begriff „professionelle Anleger“ auf die Definition der Securities and Futures Ordinance (Kap. 571 der Gesetze von Hongkong) und in Singapur auf „institutionelle Anleger“ gemäß der Definition in Abschnitt 304 des Securities and Futures Act, Kapitel 289 von Singapur.