Hat Trump einen goldenen Plan?

Vor dem Hintergrund der jüngsten Überlegungen der Trump-Administration zu Gold beleuchtet Ned Naylor-Leyland die Rolle des Edelmetalls als „Safe Haven“-Investment.
18 März 2025 3 Minuten

Wir haben die Kommentare aus dem Weißen Haus am 3. Februar mit großem Interesse verfolgt. In Anwesenheit von Präsident Trump erklärte Finanzminister Scott Bessent, die US-Regierung werde in den nächsten zwölf Monaten im Einklang mit internationalen Best-Practices und durch Nutzung einer Kombination liquider Vermögenswerte „die Aktivseite der US-Bilanz für das amerikanische Volk monetarisieren“.

Bessents Aussagen fielen mit der Unterzeichnung eines Dekrets zur Einrichtung eines US-Staatsfonds durch Präsident Trump zusammen und lösten Spekulationen darüber aus, welche liquiden Vermögenswerte die Regierung in den Fonds einbringen könnte.

Der liquide Vermögenswert, den wir am stärksten im Blick behalten müssen, ist Gold. Die Vereinigten Staaten halten 8.100 Tonnen davon – und damit die größte Goldreserve aller Regierungen. In den US-Büchern sind die Goldreserven mit dem 1973 festgelegten und unveränderlichen Preis von 42,22 US-Dollar pro Unze bewertet. Zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels beträgt der aktuelle Marktpreis für Gold fast 3.000 Dollar je Feinunze. Damit sind die 8.100 Tonnen Gold in der US-Bilanz massiv unterbewertet.

Ein Besuch in Fort Knox

Bessent hat seither erklärt, seine Aussagen hätten sich nicht auf die US-Goldreserven bezogen. Trotzdem war Gold im Weißen Haus in den letzten Wochen noch mehrere weitere Male ein Thema. So haben Trump und Elon Musk Gerüchte befeuert, wonach das in Fort Knox im Bundesstaat Kentucky gelagerte Gold der amerikanischen Regierung verschwunden sei, und der Präsident hat angekündigt, die Tresorräume persönlich inspizieren zu wollen. Unterdessen hat Bessent beiden mit Verweis auf die jährliche Prüfung des Goldbestands versichert, dass „alles Gold noch da ist“.

In seiner Antrittsrede im Januar verkündete Trump den Beginn eines „Goldenen Zeitalters“ für Amerika. Seit seinem Amtsantritt ist noch nicht viel Zeit ins Land gegangen, doch seine Politik in Bezug auf Handel, Geopolitik und Wirtschaft hat sich bereits auf die Edelmetallpreise ausgewirkt. Der US-Dollar-Goldpreis hat im zurückliegenden Jahr mehrmals neue Höchststände erreicht, zuletzt im vergangenen Monat.1 Meiner Ansicht nach spiegelt das die Suche der Anleger nach einem sicheren Hafen wider.

Gold spielt eine wichtige Rolle als strategischer Vermögenswert, mit dem Zentralbanken – und Anleger – weltweit ihre Risiken managen und ihre Reserven beziehungsweise Portfolios diversifizieren. Die Zentralbanken – vor allem die chinesische Notenbank – kaufen seit einigen Jahren vermehrt Gold an. Nach Angaben des World Gold Council überstiegen die Goldkäufe der Zentralbanken im Jahr 2024 zum dritten Mal in Folge 1.000 Tonnen.2

Schulden begleichen

Anders als die USA bewerten die meisten Länder ihre Goldreserven zum Marktpreis. Bei einer Neubewertung der US-Goldreserven zum Marktwert wären diese anstatt derzeit 11 Milliarden Dollar fast 800 Milliarden Dollar wert. Die Staatsverschuldung der USA beläuft sich momentan auf rund 36 Billionen Dollar, bei einem Defizit von 1,8 Billionen Dollar im Jahr 20243. Daher haben einige Kommentatoren eine Neubewertung der Goldreserven als einfache Lösung vorgeschlagen, um mehrere Milliarden Dollar in die Staatskassen zu spülen.

Obwohl Bessent derartige Spekulationen zurückgewiesen hat, liegt eine Neubewertung unserer Ansicht nach durchaus im Bereich des Möglichen, was erhebliche Auswirkungen auf die Finanzmärkte hätte. Zum einen würde Gold wieder die Stellung erhalten, die es unserer Meinung nach im globalen Finanzsystem verdient – nämlich die des wichtigsten Reserve-Assets. Außerdem könnte dies Anleger dazu zwingen, ihre Ansichten zu den Merkmalen risikoloser Vermögenswerte zu überdenken.

8 Wochen Wartezeit für Goldbarren

Berichten zufolge hat es eine massive Verlagerung von physischem Gold aus den Londoner Edelmetalltresoren in die USA gegeben. Wie die Financial Times im Januar berichtete, erhöhte sich die Wartezeit für die Auslieferung von Gold aus den Tresoren der Bank of England dadurch von wenigen Tagen auf vier bis acht Wochen.4

Am 7. März erklärte die London Bullion Market Association jedoch, dass sich diese Marktdynamik, die in den vergangenen Monaten zum Abfluss von Gold aus den Londoner Tresoren in die Vereinigten Staaten geführt hat, „verlangsamt“ habe.

Für den jüngsten Anstieg des Goldpreises gibt es unserer Ansicht nach mehrere Gründe: die traditionelle Rolle des Edelmetalls als Sichere-Hafen-Anlage, Sorgen über den Wachstumsausblick und Trumps Handelspolitik, die Aussicht auf sinkende Zinsen und die Nachfrage der Zentralbanken.

Wir sind keine Politikexperten und wissen, dass Vorhersagen darüber, was Präsident Trump tun oder nicht tun könnte, mit Vorsicht zu genießen sind. Dennoch ist dies für uns als Goldinvestoren eine der interessantesten Zeiten, an die wir uns erinnern können.

 

1 Vergangenheitswerte geben keinen Aufschluss über die künftige Wertentwicklung.

2 World Gold Council, 5. Februar 2025.

3 https://fiscaldata.treasury.gov/americas-finance-guide/

4 FT, 29.1.2025.

 

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