Im Kaffeesatz der Fed lesen
Ariel Bezalel und Harry Richards glauben, dass die US-Notenbank (Fed) die Zinsen weiter erhöhen könnte, um die hohe Inflation zu bekämpfen. Dagegen scheinen die Märkte eher Signale für eine akkommodierendere Haltung zu erkennen.
Vor diesem Hintergrund stellen sich für Anleger viele Fragen: Wie lange wird die Fed ihre Geldpolitik noch straffen? Befinden wir uns bereits in einer Rezession? Was bedeutet das alles für Festzinsanlagen als Anlageklasse?
Die Begleiterklärung und Pressekonferenz zur jüngsten Sitzung hielten für jeden etwas bereit. Der Markt scheint den Ton der Fed generell als relativ akkommodierend zu interpretieren – darauf lässt zumindest die Reaktion von Risikoanlagen schließen. Wir stimmen dieser Einschätzung nicht zu. Zu Beginn der Pressekonferenz stellte der Fed-Vorsitzende Jerome Powell klar, dass die US-Notenbank ihrem Inflationsziel von 2% verpflichtet bleibt und alles dafür tun wird, die Teuerung so weit zu senken. Wir gehen davon aus, dass die Fed trotz der zahlreichen Anzeichen für eine Konjunkturabschwächung, auf die wir in den letzten Monaten hingewiesen haben, vorerst an ihrer restriktiven Haltung festhalten wird.
Die Fed hat erkannt, dass die Wirtschaft an Fahrt verliert. Das ist eine erfreuliche Entwicklung für Anleger, die auf eine Zinspause hoffen. Bis es so weit ist, dürfte es aber noch eine Weile dauern. Die schwächeren Konsumausgaben und die Eintrübung am Immobilienmarkt sind nur zwei Faktoren, die auf eine potenziell signifikante Verlangsamung hindeuten. Ein greifbarer Beleg dafür sind die negativen US-BIP-Zahlen für das zweite Quartal (die das Land in eine „technische“, wenn auch noch nicht eine offizielle Rezession führen könnten).
Auch die Zinsprognosen haben gemischte Signale ausgesendet. Einerseits will die Fed nach Aussage ihres Vorsitzenden künftig von Sitzung zu Sitzung entscheiden, keine klaren Zinsprognosen mehr abgeben und zu einem vollständig datengestützten Ansatz zurückkehren. Andererseits bekräftigte Powell die jüngste Zinsprognose des Offenmarktausschusses der Fed (3,5% bis Jahresende und 4,0% im Jahr 2023). Damit war für jeden etwas dabei und der Gesamttenor nicht unbedingt akkommodierend.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Fed weiterhin entschlossen ist, die Inflation zu senken. Alles deutet darauf hin, dass sich das Wachstum weiter abschwächt und eine tiefe Rezession droht. In der Folge wird die Fed die Zinsen in den kommenden Monaten vermutlich in eine beginnende Rezession hinein anheben, bis größere (und wahrscheinlich schmerzhaftere) Schwächeanzeichen erkennbar sind.
Was bedeutet das für unsere Portfolios? Wir sehen weiterhin bedeutendes Wertpotenzial bei Staatsanleihen aus den USA und Australien sowie aus Südkorea und Neuseeland. Unserer Ansicht nach stellt der jüngste Rückgang der globalen Staatsanleihenrenditen nur den Anfang dar. Wir bevorzugen vorerst das lange Ende der Kurve, wo wir mit einer weiteren Inversion rechnen, da die Fed am kurzen Ende immer noch für Aufwärtsdruck sorgt und sich die längerfristigen Wachstumsaussichten weiter verschlechtern.
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