Die US-Wirtschaft ist 2023 und 2024 deutlich schneller gewachsen als erwartet. Der pandemiebedingt starke Anstieg der Staatsausgaben, ein robuster Arbeitsmarkt und positive Vermögenseffekte durch steigende Preise von Risikoanlagen haben das Wachstum in den letzten beiden Jahren gestützt. Dabei haben die in der Regel langen Hypothekenlaufzeiten in den USA geholfen, die Auswirkungen der aggressiven Zinserhöhungen abzufedern.
Kann die US-Wirtschaft das Wachstumstempo der letzten beiden Jahre weiter aufrechterhalten? Die Konsensschätzungen sprechen dafür. Wir rechnen jedoch mit negativen Überraschungen, da die Lage in vielen Bereichen – zum Beispiel in zyklischen Sektoren wie dem verarbeitenden Gewerbe und dem Wohnimmobiliensektor – angespannt ist. Diese Sektoren haben sich seit Beginn des Zinserhöhungszyklus schwach entwickelt und scheinen im aktuellen Umfeld höherer Zinsen und Kosten stärker unter Druck zu stehen.
GDP growth: excess of optimism?
Anzeichen von Schwäche am Arbeitsmarkt
Trotz der insgesamt weiterhin guten Beschäftigungssituation mit einer relativ niedrigen Arbeitslosenquote hat sich die Situation am US-Arbeitsmarkt in den letzten zwölf bis 18 Monaten etwas eingetrübt. Das Tempo der Neueinstellungen hat sich deutlich verlangsamt und ein Großteil des Stellenaufbaus betrifft staatliche Institutionen, das Gesundheitswesen und den privaten Bildungssektor.
Im Gegensatz dazu ist in zyklischen Sektoren kaum ein Beschäftigungswachstum zu erkennen. Darüber hinaus deuten klassische Kennzahlen wie die Einstellungs- und Kündigungsquote auf eine sehr geringe Arbeitskräftefluktuation hin. Die meisten arbeitswilligen Amerikaner haben einen Job, stellen aber womöglich fest, dass es schwierig ist, einen neuen zu finden, wenn sie ihren alten verlieren. Das lässt viel Raum für einen stärkeren Anstieg der Arbeitslosigkeit, falls es aus irgendeinem Grund zu einem schnelleren Stellenabbau kommen sollte.
Da sich die Regierung von Präsident Donald Trump eine drastische Kürzung der Staatsausgaben auf die Fahnen geschrieben hat, könnte es schon bald zu einer Entlassungswelle im öffentlichen Sektor kommen. Das hätte vermutlich Auswirkungen auf den Konsum. Nach mehreren Jahren einer äußerst robusten Nachfrage und hoher Verbraucherausgaben halten wir eine gewisse Abschwächung weiter für wahrscheinlich. Dafür spricht auch der Anstieg der Zahlungsrückstände bei den Verbraucherkrediten. Gleichzeitig könnte die handelspolitische Unsicherheit zu einer größeren Zurückhaltung bei Investitionen und Neueinstellungen im privaten Sektor führen.
In den vergangenen Wochen haben die Anleihenmärkte höhere Erwartungen an weitere Zinssenkungen der US-Notenbank (Fed) eingepreist. Inzwischen rechnen sie mit drei Zinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte und nicht mehr, wie am Jahresanfang, nur mit einer. Die turbulenten ersten Wochen der Trump-Präsidentschaft haben an den Märkten für Unruhe gesorgt. Nach Erreichen eines Zweijahreshochs von 4,80% fiel die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen um etwa 70 Basispunkte und der S&P 500 hat alle nach dem Trump-Sieg erzielten Gewinne wieder eingebüßt. Zuletzt standen vor allem die hohen Strafzölle gegen Mexiko, Kanada und China sowie die verfahrene Situation in der Ukraine im Fokus der Märkte.
In Europa veranlassen die schwachen Signale, die von den Einkaufsmanagerindizes, der Industrieproduktion und dem Konsum ausgehen, die Europäische Zentralbank (EZB) dazu, die Zinsen weiterhin schneller zu senken als die Fed. Allerdings stellt das von der deutschen Regierung geplante Milliardenpaket für höhere Verteidigungsausgaben das künftige Tempo der geldpolitischen Lockerung in Frage. In Großbritannien hatten die Märkte die Erwartungen an Zinssenkungen der Bank of England (BOE) in den letzten Wochen des Jahres 2024 stark zurückgeschraubt, was die Renditen britischer Staatsanleihen auf den höchsten Stand seit 2008 steigen ließ. Wir halten ein derartiges Zinsniveau für die britische Wirtschaft langfristig nicht haltbar. Seit dem berüchtigten ersten Haushaltsplan von Finanzministerin Rachel Reeves im vergangenen Jahr ist das Vertrauen von Unternehmen und Verbrauchern in Großbritannien eingebrochen.
Inflationsaussichten
Obwohl sich die Inflation seit ihrem Höhepunkt im Jahr 2022 verlangsamt hat, bleibt sie eine Belastung für die Anleihenmärkte und ein Grund zur Sorge für die Zentralbanken. Wir sind jedoch optimistisch, dass der Preisdruck weiter nachlassen wird.
Auch ist festzuhalten, dass ein Großteil der Jahresrate des US-Verbraucherpreisindex (CPI) immer noch aus Warenkorbkomponenten mit stark verzögerter Wirkung stammt, wie zum Beispiel Wohnkosten und Kfz-Versicherungen. Bei den Wohnkosten hat sich der Anpassungsprozess als unerwartet langsam erwiesen. Die allgemeinen Trends bei den Neuvermietungen in den letzten zwölf bis 18 Monaten deuten jedoch auf eine Normalisierung hin.
In den letzten Wochen sind die aktuellen Daten an den Märkten stärker in den Hintergrund gerückt. Stattdessen richtet sich die Aufmerksamkeit auf mögliche neue externe Schocks, vor allem aufgrund der veränderten US-Politik. Trumps Zollpolitik zeigt, wie unberechenbar und erratisch die Nachrichten aus den USA in den nächsten Quartalen ausfallen könnten.
Ihr klares Regierungsmandat haben die Republikaner auch der Unzufriedenheit mit der Vorgängerregierung aufgrund der Lebenshaltungskostenkrise zu verdanken. Daher wird die Trump-Administration versuchen, neue Preisschübe zu vermeiden. Die jüngsten Aussagen von Trumps Finanzminister Scott Bessent zur Haushaltslage der USA sprechen ebenfalls für Budgetkürzungen.
Die Energiepreise sind ein weiterer wichtiger Faktor, der helfen kann, die Inflation einzudämmen. Trump und sein Team haben hinreichend deutlich gemacht, dass sie sich einen niedrigeren Ölpreis wünschen. Ob das durch eine Ausweitung der Ölförderung oder einen größeren Druck auf die OPEC erreicht werden soll, bleibt abzuwarten.
Staatsanleihen gefragt
Vor diesem Hintergrund halten wir Staatsanleihen aus Industrieländern weiterhin für attraktiv, allermindestens als wirkungsvolles Absicherungsinstrument für den Fall eines ausgeprägteren und unerwarteten Abschwungs. US-Staatsanleihen bleiben unsere Kernposition, aber auch andere globale Staatsanleihenmärkte erscheinen attraktiv – vor allem Großbritannien und Australien mit ihren strukturellen Wirtschaftsschwächen. Angesichts nahezu rekordtiefer Spreads erscheinen Unternehmensanleihen immer noch teuer. Der Zeitpunkt einer deutlichen Spreadausweitung ist nur schwer vorherzusagen.
Da wir tendenziell auf eine höhere Duration setzen, bevorzugen wir weiterhin eine gewisse Allokation in Kreditanlagen für eine bessere Diversifikation unserer Portfolios. Bei unserem Engagement an den Kreditmärkten gehen wir jedoch sehr selektiv vor.
Strategiespezifische Risiken
- Anteilsklassen - Der Prozess der Währungsabsicherung von Anteilsklassen kann dazu führen, dass der Wert der Anlagen aufgrund von Marktbewegungen, Neugewichtungserfordernissen und im Extremfall durch den Ausfall der Gegenpartei des Absicherungsvertrags sinkt.
- Zinsrisiko - Die Strategie kann in Vermögenswerte investieren, deren Wert empfindlich auf Änderungen der Zinssätze reagiert (z. B. Anleihen). Das bedeutet, dass der Wert dieser Anlagen aufgrund von Zinsbewegungen erheblich schwanken kann. Beispielsweise sinkt der Wert einer Anleihe tendenziell, wenn die Zinsen steigen.
- Preisrisiko - Preisschwankungen bei finanziellen Vermögenswerten bedeuten, dass der Wert von Vermögenswerten sowohl fallen als auch steigen kann, wobei sich dieses Risiko in der Regel unter volatileren Marktbedingungen verstärkt.
- Contingent Convertible Bonds (CoCos) - Die Strategie kann in Contingent Convertible Bonds (CoCos) investieren. Diese Instrumente können infolge bestimmter auslösender Ereignisse erhebliche Verluste erleiden. Konkret können diese auslösenden Ereignisse zu einem teilweisen oder vollständigen Wertverlust führen oder die Anlagen können in Aktien umgewandelt werden, was ebenfalls mit erheblichen Verlusten verbunden sein kann.
- Kreditrisiko - Der Emittent einer Anleihe oder einer ähnlichen Anlage in der Strategie leistet bei Fälligkeit möglicherweise keine Zins- oder Kapitalrückzahlungen an die Strategie.
- Derivaterisiko - Die Strategie kann Derivate einsetzen, um die Kosten und/oder das Gesamtrisiko der Strategie zu reduzieren (auch bekannt als Effizientes Portfoliomanagement oder „EPM“). Derivate sind mit einem gewissen Risiko verbunden; für die Zwecke des effizienten Portfoliomanagements sollten sie das Gesamtrisiko der Strategie jedoch nicht erhöhen.
- Liquiditätsrisiko (allgemein) - Unter schwierigen Marktbedingungen kann es vorkommen, dass sich nicht genug Investoren für den Kauf und Verkauf bestimmter Investments finden lassen. Dies kann Auswirkungen auf den Wert der Strategie haben.
- Risiko des Ausfalls einer Gegenpartei - Das Verlustrisiko aufgrund des Ausfalls einer Gegenpartei bei einem Derivatkontrakt oder einer Verwahrstelle, die die Vermögenswerte der Strategie verwahrt.
- Sub-Investment-Grade-Anleihen - Die Strategie darf einen erheblichen Teil ihres Vermögens in Wertpapiere investieren, die von einer Ratingagentur mit einem Rating unterhalb Investment Grade eingestuft wurden. Bei ihnen wird das Risiko eines Kapitalverlusts oder einer Nichterfüllung von Ertragszahlungsverpflichtungen als größer angesehen als bei Anleihen mit Investment-Grade-Rating.
- Deckung von Gebühren aus dem Kapital - Die Strategiegebühren werden vollständig oder teilweise dem Kapital entnommen. Im Falle eines unzureichenden Kapitalwachstums der Strategie kann dies zu einer Kapitalerosion führen.

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*In Hongkong bezieht sich der Begriff „professionelle Anleger“ auf die Definition der Securities and Futures Ordinance (Kap. 571 der Gesetze von Hongkong) und in Singapur auf „institutionelle Anleger“ gemäß Abschnitt 304 des Securities and Futures Act, Kapitel 289 von Singapur (des „SFA“).