Nachhaltige Investments – Thema mit enormer Tragweite und Dynamik
Nachhaltiges Investieren, auch als ESG-Anlagen - für Environmental, Social and Governance (Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung) - bekannt, gewinnt immer mehr an Bedeutung. Umso wichtiger ist es für Anleger, sich intensiver mit diesen Themen zu befassen.
Die Manager der nachhaltigen Strategien und Impact-Fonds von Jupiter geben Einblicke in die zunehmende Bedeutung der Themen Klima und natürliche Ressourcen für Anleger und Anlagestrategien.
„Das Thema Nachhaltigkeit hat eine unglaubliche Dynamik entwickelt“, sagte Abbie Llewellyn-Waters, Head of Sustainable Investing. „Politik, Wirtschaft und Regulierungsbehörden haben sich die Dekarbonisierung unserer Gesellschaft gleichzeitig auf die Fahnen geschrieben,“ betonte sie.
Auf politischer Ebene hätten sich die USA und China als Schrittmacher erwiesen.
„Im Vorgriff auf die für November 2021 in Glasgow angesetzte UN-Klimakonferenz COP26 war die vom US-Sondergesandten John Kerry Anfang dieses Jahres auf chinesischem Boden vermittelte Vereinbarung zwischen den USA und China zur Zusammenarbeit beim Klimaschutz ein wichtiger Schritt“, sagte sie. „Regulierungsseitig bietet die Task Force on Climate Related Financial Disclosures (TCFD) den Finanzmärkten ein Rahmenwerk zur Messung und Bewertung klimabezogener Risiken und Chancen, zu dem sich alle G7-Staaten im Juni in Cornwall verpflichtet haben. Und auch die Wirtschaft wird aktiv – immer mehr Unternehmen verpflichten sich zum Ziel netto Null Emissionen.“
Llewellyn-Waters warnte, dass der Ausgleich von CO2-Emissionen nicht ausreichen werde, um die Klimaziele zu erreichen.
„Wir müssen uns auf die Emissionsreduktion und nicht nur auf die CO2-Kompensation konzentrieren“, sagte sie. „Die Menge an Land, die wir bräuchten, damit genug Bäume gepflanzt werden könnten, um den derzeitigen CO2-Kompensationsmarkt zu bedienen, übersteigt die Vorstellungskraft und würde ganze Länder verdrängen: Das ist einfach nicht praktikabel.“
Für die Gewinne und Marktanteile der Unternehmen würden Externalitäten immer wichtiger werden: Kosten, die von allen geschultert werden müssen, weil beispielsweise ein Unternehmen die Umwelt schädigt.
„Für die Unternehmen werden diese externen Effekte zu direkten Kosten mit zunehmenden Auswirkungen auf ihre Fähigkeit, attraktive Renditen zu erzielen“, so die Investmentexpertin. „Die vielen Millionen Tonnen Kohlenstoff in der Luft werden bald zu direkten Geschäftskosten.“
Green bonds surge
Wie Rhys Petheram, Head of Environmental Solutions, erläuterte, ist Nachhaltigkeit auf allen Ebenen der Kapitalstruktur ein wichtiges Thema – nicht nur für Aktien (Anteile an Unternehmen).
„Es kommen immer mehr unter dem ESG-Label emittierte Anleihen an den Markt“, sagte er. „Die ersten grünen Anleihen wurden 2007 emittiert. In den 13 Jahren bis Ende 2020 kamen Green Bonds im Gesamtwert von 1 Billion US-Dollar an den Markt. Jetzt erwarten wir auf der Grundlage der aktuellen Wachstumsraten und -erwartungen allein für 2021 ein Emissionsvolumen von 1 Billion US-Dollar.“
Dabei sei die Vielfalt der Emittenten genauso wichtig wie der Umfang der Emissionen.
„Aus Sicht des aktiven Portfoliomanagers zählt nicht nur das Emissionsvolumen: Die Breite des Marktes ist ebenfalls bemerkenswert“, so Petheram. „Green Bonds werden nicht nur von Entwicklungsbanken und Unternehmen emittiert, sondern auch von Regierungen – einschließlich Regierungen von Schwellenländern. Ein breiter Markt macht es leichter, die wichtigsten Risiken wie das Zinsrisiko, die Duration und das Kreditrisiko zu steuern. Auf dem Weg zur Klimaneutralität spielen Anleihen eine wichtige Rolle, und sie eröffnen Anlegern Zugang zu Bereichen, die ihnen bislang verschlossen waren, wie staatlichen Ausgaben.“
Doch obwohl der Markt immer größer und breiter werde, habe er noch einen weiten Weg vor sich.
„Trotz der bemerkenswerten Emissionsvolumina habe ich nicht den Eindruck, dass die Anleihenmärkte ihr Potenzial schon voll ausschöpfen, wenn es um den Beitrag zum Netto-Null-Ziel geht“, sagte er. „Die Standards am Green-Bond-Markt variieren sehr stark. Leider tendieren viele Emittenten eher zu schwächeren und auslegungsfähigeren Standards als zu strengeren Maßgaben. Einige Emittenten sind in puncto Impact sehr stark – andere sehen dies leider eher als Abhakübung. Unser Prozess ist darauf ausgelegt, die ‚Abhaker‘ auszusortieren.“
Das Gesamtbild: das komplexe natürliche Gefüge
Jon Wallace, Fondsmanager, Environmental Solutions, betonte die Bedeutung der Interkonnektivität für die nachhaltige Geldanlage.
„Die Unternehmen durchleuchten ihre Lieferketten zunehmend von vorne bis hinten“, sagte er. „Für ein glaubwürdiges Netto-Null-Ziel muss der Lebensmitteleinzelhandel zum Beispiel untersuchen, woher die Lebensmittel kommen und wohin sie gehen – und wie sie verschwendet werden.“
Wallace betrachtet den Klimawandel als Teil eines großen Gesamtgefüges.
„Der Klimawandel ist nur ein Aspekt des natürlichen Kapitals“, sagte er. „Ein Unternehmen, in das wir investieren, hat einen Futtermittelzusatz für Milchkühe entwickelt, der die Produktion von Methan, einem starken Treibhausgas, um bis zu 40% reduzieren kann.“
Die Biodiversität sei auf komplexe Weise mit dem Klimawandel verknüpft. „Ozeane, in denen die Artenvielfalt abnimmt, können weniger Kohlenstoff binden“, so Wallace.
Energielösungen seien zwar der Bereich, in dem sich am meisten tue. Das Thema reiche aber weit über diesen Sektor hinaus.
„Jedes große Unternehmen, das sich mit seinem Netto-Null-Plan befasst, muss nicht nur die eigenen Energiesysteme auf den Prüfstand stellen, sondern sich auch fragen, woher es seine Energie bezieht. Nachhaltige Energie ist aber nicht das einzige Wachstumsfeld: Nachhaltige Materialien, Verpackungen und Inhaltsstoffe alltäglicher Produkte sind ebenfalls stark im Kommen“, sagte er.
Wallace rechnet fest damit, dass die aktuelle lineare Wirtschaft durch eine Kreislaufwirtschaft ersetzt wird.
„Bislang leben wir in einer linearen Wirtschaft, nach dem ‚Take-Make-Waste‘-Ansatz, der nicht nachhaltig und umweltschädigend ist“, sagte er. „Die Umstellung auf eine ‚Kreislaufwirtschaft‘ ist in vollem Gange – der Schwerpunkt liegt auf Aktivitäten, die Materialien in ihren früheren nutzbaren Zustand zurückversetzen können, sowie auf Materialien, die risikolos in die Umwelt zurückgeführt werden können.“
Llewellyn-Waters zeigte sich davon überzeugt, dass die Nachhaltigkeitsdynamik anhalten wird.
„Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig globale Schulterschlüsse sind“, sagte sie. „Das lässt hoffen für die COP26-Verhandlungen. Mit unseren Nachhaltigkeits- und Umweltstrategien möchten wir unseren Kunden die Möglichkeit geben, in Unternehmen zu investieren, die Wegbereiter einer nachhaltigeren Zukunft sind – hochwertige Unternehmen, die sich vom Grundsatz der „drei Ps“ – Planet, People, Profit – leiten lassen, also einen ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Mehrwert schaffen wollen.
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