Warum Europa von Chinas Wiederöffnung profitieren könnte
Caroline Cantor, Mark Heslop und Mark Nichols werfen einen Blick auf die Chancen, die sich durch die Aufhebung der Corona-Beschränkungen in China für europäische Luxus- und Konsumgüterunternehmen eröffnen könnten.
Trotz steigender Covid-Neuinfektionen im Dezember hat China seine Reisebeschränkungen weiter konsequent gelockert. Die verschärften Kontrollen und die Null-Covid-Politik hatten die Mobilität und den Reiseverkehr massiv eingeschränkt. Dadurch ist ein potenziell enormer Nachholbedarf entstanden. Das chinesische Verkehrsministerium rechnet mit mehr als 2 Milliarden Reisen in den 40 Tagen rund um das chinesische Neujahrsfest. Das wäre ein Anstieg um fast 100% gegenüber dem Vorjahr und entspräche 70% des Vor-Covid-Niveaus im Jahr 2019.
Geschenke spielen beim chinesischen Neujahrsfest ebenfalls eine wichtige Rolle. Daher wird erwartet, dass die höhere Mobilität auch den Konsum ankurbeln wird. Während der letztjährigen Lockdowns sind die Ersparnisse der chinesischen Haushalte erheblich gestiegen. Schätzungen zufolge haben die Chinesen im Verlauf des Jahres 2022 ein Drittel ihres Haushaltseinkommens gespart. In Verbindung mit einem Rückgang neuer Privatkredite spricht diese höhere Sparquote für einen erheblichen Nachfragestau und viel freie Liquidität.
Die Ersparnisse der chinesischen Haushalte sind im vergangenen Jahr am stärksten gestiegen
(Jährlicher Anstieg der Spareinlagen in China, Billionen Rmb)
*Quelle: FT, PBOC. (Sonstige umfasst Steuerersparnisse, Einlagen von Finanzinstituten und staatliche Ersparnisse)
Warum China für europäische Unternehmen wichtig ist
Ein für europäische Unternehmen besonders interessanter Bereich sind Luxusgüter. Laut einer Studie von Bain und Company machten chinesische Verbraucher im Vor-Pandemie-Jahr 2019 ein Drittel des weltweiten Umsatzes mit Luxusgütern für den Privatgebrauch aus. Im Jahr 2022 betrug ihr Anteil nur noch 18%1. Die allermeisten der großen Luxusmarken und -unternehmen sind in Europa beheimatet. Klare Nummer 1 ist die französische LVMH, ein börsennotierter diversifizierter Luxusgüterkonzern mit einem weltweiten Umsatz von 64 Mrd. EUR im Jahr 2021.
Obwohl der Umsatzanteil der chinesischen Käufer am Luxusmarkt im Jahr 2022 geschrumpft ist, wird erwartet, dass die Luxusmarken von der größeren Mobilität und den höheren Sparquoten der chinesischen Konsumenten profitieren werden. Bain geht davon aus, dass sich die Nachfrage bereits in diesem Jahr wieder erholen wird, und prognostiziert, dass bis 2030 38% bis 40% des weltweiten Luxusgüterumsatzes auf chinesische Konsumenten entfallen werden – mehr als auf jede andere Nation.
Auch Premium-Spirituosenmarken könnten von der erhöhten Kauf- und Schenkfreudigkeit profitieren. Einheimische Spirituosen wie Baijiu haben zwar nach wie vor einen großen Umsatzanteil am chinesischen Markt für alkoholische Getränke. Eine wachsende einkommensstarke Bevölkerung hat jedoch in den letzten Jahren auch zu einem Anstieg des Absatzes von importierten Spirituosen geführt. Das gilt insbesondere für Brandy, Whiskey und, seit kurzem, Wodka. Wie die Abbildung unten zeigt, dominieren europäische Unternehmen auch die Exporte nach China in diesem Segment. Insbesondere beim Cognac besitzen Pernod Ricard, LVMH und Remy Cointreau drei der größten Marken, die in der Region steigende Umsätze verzeichnen konnten.
Die 10 größten Exporteure alkoholischer Getränke nach China gemessen am Warenwert (H1 2022 )
Inlandsflugverkehr (PKM) nach Regionen im Vergleich zu 2019
Die Top 10 der globalen Luxusmarken 2022
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